Freitag, 16. März 2007
Gedanken I
Die Freiheit ist merkwürdig, wenn man sie hat, weiß man sie kaum zu schätzen, erkennt sie nicht. Wenn Sie fehlt zerreißt es einen, egal was sonst passiert – zunächst. Die Sehnsucht wird unerträglich, tödlich und eines Tages verschwindet sie, nur der Schmerz bleibt. Der Vogel sitzt im Käfig und sieht jeden Tag den blauen Himmel aus dem Käfig, doch selbst wenn sich das Tor öffnet, ist er noch in der Lage, sich zu erheben? Wird er es wagen? Alles wirkt so unnatürlich, das Kommen der besseren Zeiten eine gewisse Imagination, der Kopf sagt sie wird kommen und kann es doch zu gleich nicht begreifen. Es gibt kein Morgen, die Hölle auf Erden wird ewig währen und die Erwartung dient nur dazu keine Gewöhnung zu gewähren, die Qualen unendlich zu steigern. Ist der Tag dann gekommen, scheint alles ewig vorbei und wird schnell vergessen – hoffentlich. Doch hat es Narben gezogen, Narben die nie Heilen, Narben die als Fäulnis an allem was Glück sein könnte Nagen. Es gibt keine Befreiung, die Utopie ist zum Hohn geworden, der Kampf verloren, bevor er begann und doch bleibt er alternativlos. Die Misanthropie bleibt der Rettungsanker, um nicht völlig zu Zerbersten, oder ist sie das Zeichen dafür, dass es längst vorbei ist, dass aus dem Leben ein Verwesen geworden ist? Die Nächte sind am schlimmsten, weil sie den Morgen ankündigen, den Morgen, der ist wie das Heute und das Gestern und deshalb grausame Drohung. Kurze Momente im Auge des Sturms werden zu den tödlichsten Stößen, da sie zeigen was möglich wäre – theoretisch. Sie speisen die Sehnsucht, die ob ihrer Unerfüllbarkeit synonym für Folter ist. Der Tod wäre besser, definitiv, er wäre einfach ruhig, endlich der Schlaf, auf dem es das grausame Erwachen nicht mehr gibt. Wo die Sehnsucht nach dem Leben zur Sehnsucht nach dem Tod wird, ist der kümmerliche Rest von Individuum, den die bürgerliche Gesellschaft gewährt lange von den Mühlen zertreten. Warum nicht der Tod? Warum? Die Hoffnung stirbt zuletzt, die Einsicht in das was richtig ist, auch gegen den Rest der Welt, der Rest von Eitel sich nicht geschlagen zu geben, obwohl man blutend in der Scheiße liegt. Das Herz hat lange aufgehört zu schlagen, an seiner Stelle pumpt ein schwarzes etwas den Hass durch die Adern. Den Hass dessen der doch nicht hassen kann, weil ihm das Objekt fehlt, da Hass immer nur das konkrete jedoch nie das Abstrakte treffen kann.

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Sonntag, 21. Mai 2006
Erzählung I
Er wusste nicht wie lange er schon durch den Urwald irrte. Er schob Lianen, Farne und sonstige Blätter beiseite und bahnte sich langsam, doch stetig seinen Weg. Als er an die Tiere dachte wurde ihm Angst und Bange. Tiger, Krokodile, Schlangen und Spinnen. Je kleiner und giftiger desto mehr Furcht flößten sie ihm ein. Mit jeder Minute wuchs der Schrecken in ihm an und bald sah er sich panisch nach seinen Mördern um. Doch obwohl er sogar seine Kleidung kontrollierte waren einige Ameisen das einzige Leben, welches er sah. Hören tat er freilich mehr, den Gesang unzähliger Vögel. Zunächst erfreute er sich an ihren Stimmen, sie erschienen ihm idyllisch. Aber langsam, erst nicht wahrnehmbar wurden sie lauter, heller, quietschender, bis er dachte das Trommelfell würde ihm platzen.
Plötzlich teile sich die grüne Wand und endloser Sand lag zu seinen Füßen. Zwar wusste er, dass man in der Wüste verdursten könnte, doch nichts hätte ihn bewogen im Horror des Dschungels zu bleiben und so schritt er erleichtert voran. Die ersten Tropfen seines Schweißes bemerkte er nicht, als dieser aber dann in Strömen an ihm herunter floss hingen Arme und Haupt immer tiefer. Auch die Schritte wurden ihm schwerer, schien doch der Sand seine Füße immer tiefer einzusaugen. Und so schleppte er sich mit dem Mut der Verzweiflung mühselig voran.
Seinem neusten Begleiter, der Dunkelheit, kam ein Zweiter, die Kälte, förmlich nachgerannt. In der Dämmerung hatte er sich über die Abkühlung gefreut, doch als der gefrorene Schweiß seine Kleidung erhärtet hatte, kam er aus dem Zittern nicht mehr heraus. Zwar hatte er gelesen, dass die wüste in der Nacht eben so kalt wie am Tag heiß war, doch dies hatte er sich nicht vorgestellt. Er wusste, dass er dem Erfrieren geweiht war, wenn er auch nur einen Moment ruhte.
Im Morgengrauen verstand er, warum der Boden immer weicher und die Luft immer kälter geworden war, der Sand war dem Schnee gewichen. So stapfte er mit nassen Füßen voran. Zuerst schmerzten seine Zehen und als er die nicht mehr spürte, hatte er das Gefühl seine Füße seien in eine Presse geraten. Doch irgendwann spürte er auch die nicht mehr. Dafür stach das Weiß des Schnees nun in seinen Augen. Gerade als er dachte er müsse nun umfallen, um für alle Ewigkeit im Schnee konserviert zu werden, wurde die weiße Decke dünner und brachte kahles, graues Gestein hervor.
Bald zeigten sich auch die ersten Hügel, die rasch zu Bergen wurden. Nun krachselte und kletterte er und war sich sicher er würde durch einen Unfall sterben. Er hoffte nur er würde nicht ausrutschen, sich ein Bein brechen und langsam elendig zu Grunde gehen, lieber gleich das Genick oder in eine Felsspalte fallen und am Boden zerschmettert werden, das wäre auch in Ordnung. Dazu immer dieses Knallen, Rumpeln und Donnern der Felsen, jedes mal warf er sich flach auf den Boden, verschränkte die Arme über dem Kopf und blieb eine Ewigkeit liegen, nur um nach dem Aufstehen direkt von der nächsten Schallexplosion nieder geworfen zu werden. Auch das Gefühl für Zeit hatte er verloren, er konnte Minuten, Stunden oder Tage nicht mehr unterscheiden. In den Schatten der mächtigen Berge war es oft so dunkel, dass er nichts erkannte, seinen Weg ertasten musste und auf den Kämmen war das Licht so grell, dass es ihm ähnlich erging. Ohnehin hatte er den Eindruck der Schnee und die Erschöpfung hätten ihn halb blind gemacht. Doch irgendwann war nicht nur das Gestrüpp, sondern auch die beiden Wüsten vergessen. In seinem Leben gab es nur noch nackten, kalten Stein.
Als er wieder einmal eine der unzähligen Hügelkuppen erklommen hatte, lag auf einmal ein Meer aus Baumkronen vor ihm. Er konnte sein Glück, das Gestein endlich hinter sich zu lassen, kaum fassen und rannte jauchzend dem Urwald entgegen...

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Ideologie
Sie lebten in riesigen Bienenstöcken aus Stein. Manchmal allein, oft aber auch zu viert oder fünft in den winzigen Waben. Doch dort hielten sie sich ohnehin nur zum Schlafen auf. Von Sonnen Auf- bis Untergang badeten sie in Öl und Schweiß. Angesichts dieses Schicksals schmatzten die Monstren zufrieden und stießen den Himmel verdunkelnde Wolken in die Luft. Eines Tages erschien ein roter Schimmer am Himmel, kaum sichtbar und es dauerte lange bis er entdeckt wurde. Zunächst waren es nur wenige die ihn sahen, doch sie durchbrachen aufgeregt das Schweigen und zeigten ihn den Anderen. Je mehr ihn erblickten desto größer schien er zu werden, bis er schließlich den gesamten Horizont erhellte. Es wurden stimmen laut man solle dem Schimmer folgen. Nach langer Diskussion marschierten sie los. Nicht alle, einige blieben zurück und erklärten die Gehenden für verrückt, aber doch die Masse. Sie gingen über grauen harten Boden und schließlich durch einen Wald toter, knochiger Bäume. Nach einiger Zeit stieg vor ihnen aus dem Wald eine Wolke empor, die den roten Schein fast völlig bedeckte. Verwirrt blieben sie stehen und starrten der Welle entgegen die über dem Himmel auf sie zu rollte. Das Geschrei war groß, als sie entdeckten, dass es sich um Vögel handelte. Einige waren entzückt ob der Vielfalt an Tieren die sich ihnen darbot, denn es handelte sich nicht um eine Art, sondern um Federvieh in allen nur erdenklichen Größen, Konnotationen und Farbkombinationen, auch wenn diese alle merkwürdig blass wirkten. Als die Vögel sie erreicht hatten, gingen sie zum Sturzflug über, jeder suchte sich gezielt eine Gestalt aus. Es schien als würde es für jeden von ihnen einen speziellen, genau angepassten Vogel geben. Das Entsetzen war groß, als die Vögel anfingen auf die Schädel einzuhacken. Sie versuchten die Tiere zu verscheuchen, doch diese ließen sich in ihrem Werk nicht beirren. So blieb ihnen nichts anderes übrig, als trotz ihrer gefiederten Peiniger den Weg fortzusetzen. Doch es dauerte nicht lange, bis die ersten Schädeldecken brachen. Sobald dies geschehen war fraß der Vogel das Gehirn der Gestalt und wenn er es komplett vertilgt hatte, erhob er sich und verschwand. Die Gestalt aber blieb jedes mal stehen, drehte sich um und marschierte mit leeren Augen zurück, und es war den Anderen als würden sie jedes Mal das zufriedenen Grunzen der Monstren hören. So ging es lange Zeit weiter bis nur noch eine kleine Schar übrig geblieben war. Ihr Schädel waren zu hart, als das die Vögel sie zum bersten bringen könnten, doch sie mussten einsehen, dass sie zu Wenige waren, um ihr Ziel zu erreichen. Sie debattierten was nun zu tun sei, doch Ratlosigkeit machte sich breit, ihr folgten Kälte und Hunger. So blieb dem standhaften Rest nichts übrig als selbst den Rückweg anzutreten und sich in die Schlünde der Monstren zu stürzen. Sie mischten sich unter die Gedankenlosen und gingen in ihnen auf, doch die Vögel blieben ihre ständigen Begleiter, mit denen sie einen ewigen Kampf um ihren Verstand führen. Der rote Schein ist nun wieder winzig, kaum erkennbar, doch verschwunden ist er nicht. Und jedes Mal, wenn es einem der Übrig gebliebenen gelingt sich den Monstren für einen flüchtigen Augenblick zu entziehen, fährt ein hoffnungsvoller Blick zum Horizont.

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Erzählung II
Es war einmal ein Mann, der war ganz gewöhnlich, in seinem Aussehen, in seinen Ansichten, vielleicht war er etwas intellligenter und gebildeter als die meisten Menschen. Seine Zukunft gab keinen Anlass zur Sorge.
Eines Tages, als er früh morgens von einer Feier mit Freunden heim kehrte, bemerkte er ein Tier, welches ihn verfolgte. Es musste ein Tier sein, er sah es nicht, doch er spürte es. Es fraß sich in seine Gedanken, nahm dort immer mehr Platz ein, bis der Mann an nichts Anderes mehr denken konnte. Der Mann bekam es mit der Anst und rannte. Als er die Haustür hinter sich zuschlug vergaß er das Erlebte in der trauten Sicherheit recht schnell.
Doch einige Tage später wurde der Mann erneut von dem Tier heimgesucht, es kam nun regelmäßig. Zunächst maß der Mann ihm keine Bedeutung zu, waren es doch nur flüchtige Momente. Doch das Tier kam immer öfter, nahm immer mehr Raum ein. Zunächst drang es vornehmlich früh morgens und gegen Abend in das Bewußtsein des Mannes ein, später jedoch zu allen Tageszeiten. Der Mann scheute sich immer öfter die Sicherheit seiner Wohnung zu verlassen, bis er schließlich überhaupt nicht mehr hinaus ging. Doch nun lauerte das Tier vor Türen und Fenster, er konnte es fühlen und gelegentlich nachts hörte er sogar, wie es an der Türe scharrte. Das Leben des Mannes bestand nun nur noch aus dem Tier, etwas Anderes gab es nicht mehr.
Eines Tages klingelte plötzlich das Telefon. Seine Schwester kündigte an, ihn noch am selbigen Tag zu besuchen. Er freute sich sehr, so sehr, dass er sogar das Tier vergaß, schließlich hatte er schon lange keinen anderen Menschen mehr zu Gesicht bekommen. Die Lebenslust blühte in dem Mann wieder auf und er richtete freudig sich und die Wohnung her. doch als der Zeitpunkt der Ankunft zum Greifen nahe war, überkam ihn die Angst schlimmer als je zuvor. Das Tier war da, es lag auf der Lauer. Was würde geschehen, wenn die Schwester Eintraf? In seinen Gedanken vermischten sich Schwester und Tier, die Schwester wurde zum Tier, das Tier zur Schwester und endlich er selbst zum Tier.
Die Schelle riß ihn aus seinen Gedanken, er zögerte, sprang dann doch auf, um kurz vor der Tür inne zu halten. Es war totenstill, doch er fühlte, wie das Tier die Schwester zerriß. Da sank der Mann in sich zusammen. Ihm war klar geworden, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis das Tier eindrang und ihn völlig verschlang.

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DMR
Ein Bunker aus Beton ragt in die Landschaft
darin sitzen sie einsam nun schon Jahre
kaum ein Mensch darf mit ihnen sprechen
doch ihre Träume hat das nicht dahin gerafft

Durch die Türen treten Uniformierte ein
Die Pistole schmiegt sich an die Haare
„Das wird euch das Genick brechen!“
„Irrtum es war Selbstmord du Schwein!“

Schüsse hallen durch des Baus Korridore

„Sie sind am Ende! Wir sind wieder Sicher!“
berichten die Medien, das unfehlbar Wahre
andere Ansichten haben keine Sprachrohre
denn sie vertreten bringt einen hinter Gitter

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Versuche II
Aus den schwarzen Monstren fällt Öl
dick und schwarz, mit der Wucht
Kinderschädel zu zertrümmern

Ich fühle den Schmerz am ganzen Körper
Versichere mich so der Lebendigkeit

Beuge mich über deinen nackten Körper
weiß - starr- erkaltet - wie Plastik
warum bin ich der der lebt
wenn alles um mich verwest

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Versuche I
Durch kahles Gehölz
schiebt sich die Gestallt
Tribut dem unsichtbaren Feind entrichtet
formlos und farblos gezeichnet
den Hügel empor

Plötzlich ruhig vor dem resignierten Ich
sie sich wunderbar im fahlen Tal schmiegt
grauer Schnee auf dem einst glanzvollem liegt
gezackte dunkle Mäuler starren nun so bedrohlich
Und in letzter Ruhe die Gebeine sich nicht genieren
als des Windes Instrumente zu fungieren
Doch er ist es nicht der die eisige Kälte erzeugt

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Das Lyrik Forum
Auf www.lyrik-forum.info veröffentliche ich meine Texte in der Regel ebenfalls.

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Lesen bildet
Phase 2 - Zeitschrift gegen die Realität

Konkret

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Die Entstehung dieses Blogs
Nach langer Unentschlossenheit habe ich diesen Blog nun endlich erstellt. Auslöser war, dass ich nun eine Möglichkeit habe diesen Blog auch bekannt zu machen, ich poste meine Werke auch auf www.lyrik-forum.info.
Hier werdet ihr ausschließlich Lyrik und Prosa finden, ein Blog mit politischen Kommentaren kommt irgendwann gesondert, oder auch nicht.
Wie ihr am Design bzw. viel mehr nicht-Design seht, befindet sich dieser Blog noch in der Alphaphase. More to come :)

Links hierhin sind natürlich immer gern gesehen. ;)

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