Sonntag, 21. Mai 2006
Erzählung I
lifeinagony, 23:42h
Er wusste nicht wie lange er schon durch den Urwald irrte. Er schob Lianen, Farne und sonstige Blätter beiseite und bahnte sich langsam, doch stetig seinen Weg. Als er an die Tiere dachte wurde ihm Angst und Bange. Tiger, Krokodile, Schlangen und Spinnen. Je kleiner und giftiger desto mehr Furcht flößten sie ihm ein. Mit jeder Minute wuchs der Schrecken in ihm an und bald sah er sich panisch nach seinen Mördern um. Doch obwohl er sogar seine Kleidung kontrollierte waren einige Ameisen das einzige Leben, welches er sah. Hören tat er freilich mehr, den Gesang unzähliger Vögel. Zunächst erfreute er sich an ihren Stimmen, sie erschienen ihm idyllisch. Aber langsam, erst nicht wahrnehmbar wurden sie lauter, heller, quietschender, bis er dachte das Trommelfell würde ihm platzen.
Plötzlich teile sich die grüne Wand und endloser Sand lag zu seinen Füßen. Zwar wusste er, dass man in der Wüste verdursten könnte, doch nichts hätte ihn bewogen im Horror des Dschungels zu bleiben und so schritt er erleichtert voran. Die ersten Tropfen seines Schweißes bemerkte er nicht, als dieser aber dann in Strömen an ihm herunter floss hingen Arme und Haupt immer tiefer. Auch die Schritte wurden ihm schwerer, schien doch der Sand seine Füße immer tiefer einzusaugen. Und so schleppte er sich mit dem Mut der Verzweiflung mühselig voran.
Seinem neusten Begleiter, der Dunkelheit, kam ein Zweiter, die Kälte, förmlich nachgerannt. In der Dämmerung hatte er sich über die Abkühlung gefreut, doch als der gefrorene Schweiß seine Kleidung erhärtet hatte, kam er aus dem Zittern nicht mehr heraus. Zwar hatte er gelesen, dass die wüste in der Nacht eben so kalt wie am Tag heiß war, doch dies hatte er sich nicht vorgestellt. Er wusste, dass er dem Erfrieren geweiht war, wenn er auch nur einen Moment ruhte.
Im Morgengrauen verstand er, warum der Boden immer weicher und die Luft immer kälter geworden war, der Sand war dem Schnee gewichen. So stapfte er mit nassen Füßen voran. Zuerst schmerzten seine Zehen und als er die nicht mehr spürte, hatte er das Gefühl seine Füße seien in eine Presse geraten. Doch irgendwann spürte er auch die nicht mehr. Dafür stach das Weiß des Schnees nun in seinen Augen. Gerade als er dachte er müsse nun umfallen, um für alle Ewigkeit im Schnee konserviert zu werden, wurde die weiße Decke dünner und brachte kahles, graues Gestein hervor.
Bald zeigten sich auch die ersten Hügel, die rasch zu Bergen wurden. Nun krachselte und kletterte er und war sich sicher er würde durch einen Unfall sterben. Er hoffte nur er würde nicht ausrutschen, sich ein Bein brechen und langsam elendig zu Grunde gehen, lieber gleich das Genick oder in eine Felsspalte fallen und am Boden zerschmettert werden, das wäre auch in Ordnung. Dazu immer dieses Knallen, Rumpeln und Donnern der Felsen, jedes mal warf er sich flach auf den Boden, verschränkte die Arme über dem Kopf und blieb eine Ewigkeit liegen, nur um nach dem Aufstehen direkt von der nächsten Schallexplosion nieder geworfen zu werden. Auch das Gefühl für Zeit hatte er verloren, er konnte Minuten, Stunden oder Tage nicht mehr unterscheiden. In den Schatten der mächtigen Berge war es oft so dunkel, dass er nichts erkannte, seinen Weg ertasten musste und auf den Kämmen war das Licht so grell, dass es ihm ähnlich erging. Ohnehin hatte er den Eindruck der Schnee und die Erschöpfung hätten ihn halb blind gemacht. Doch irgendwann war nicht nur das Gestrüpp, sondern auch die beiden Wüsten vergessen. In seinem Leben gab es nur noch nackten, kalten Stein.
Als er wieder einmal eine der unzähligen Hügelkuppen erklommen hatte, lag auf einmal ein Meer aus Baumkronen vor ihm. Er konnte sein Glück, das Gestein endlich hinter sich zu lassen, kaum fassen und rannte jauchzend dem Urwald entgegen...
Plötzlich teile sich die grüne Wand und endloser Sand lag zu seinen Füßen. Zwar wusste er, dass man in der Wüste verdursten könnte, doch nichts hätte ihn bewogen im Horror des Dschungels zu bleiben und so schritt er erleichtert voran. Die ersten Tropfen seines Schweißes bemerkte er nicht, als dieser aber dann in Strömen an ihm herunter floss hingen Arme und Haupt immer tiefer. Auch die Schritte wurden ihm schwerer, schien doch der Sand seine Füße immer tiefer einzusaugen. Und so schleppte er sich mit dem Mut der Verzweiflung mühselig voran.
Seinem neusten Begleiter, der Dunkelheit, kam ein Zweiter, die Kälte, förmlich nachgerannt. In der Dämmerung hatte er sich über die Abkühlung gefreut, doch als der gefrorene Schweiß seine Kleidung erhärtet hatte, kam er aus dem Zittern nicht mehr heraus. Zwar hatte er gelesen, dass die wüste in der Nacht eben so kalt wie am Tag heiß war, doch dies hatte er sich nicht vorgestellt. Er wusste, dass er dem Erfrieren geweiht war, wenn er auch nur einen Moment ruhte.
Im Morgengrauen verstand er, warum der Boden immer weicher und die Luft immer kälter geworden war, der Sand war dem Schnee gewichen. So stapfte er mit nassen Füßen voran. Zuerst schmerzten seine Zehen und als er die nicht mehr spürte, hatte er das Gefühl seine Füße seien in eine Presse geraten. Doch irgendwann spürte er auch die nicht mehr. Dafür stach das Weiß des Schnees nun in seinen Augen. Gerade als er dachte er müsse nun umfallen, um für alle Ewigkeit im Schnee konserviert zu werden, wurde die weiße Decke dünner und brachte kahles, graues Gestein hervor.
Bald zeigten sich auch die ersten Hügel, die rasch zu Bergen wurden. Nun krachselte und kletterte er und war sich sicher er würde durch einen Unfall sterben. Er hoffte nur er würde nicht ausrutschen, sich ein Bein brechen und langsam elendig zu Grunde gehen, lieber gleich das Genick oder in eine Felsspalte fallen und am Boden zerschmettert werden, das wäre auch in Ordnung. Dazu immer dieses Knallen, Rumpeln und Donnern der Felsen, jedes mal warf er sich flach auf den Boden, verschränkte die Arme über dem Kopf und blieb eine Ewigkeit liegen, nur um nach dem Aufstehen direkt von der nächsten Schallexplosion nieder geworfen zu werden. Auch das Gefühl für Zeit hatte er verloren, er konnte Minuten, Stunden oder Tage nicht mehr unterscheiden. In den Schatten der mächtigen Berge war es oft so dunkel, dass er nichts erkannte, seinen Weg ertasten musste und auf den Kämmen war das Licht so grell, dass es ihm ähnlich erging. Ohnehin hatte er den Eindruck der Schnee und die Erschöpfung hätten ihn halb blind gemacht. Doch irgendwann war nicht nur das Gestrüpp, sondern auch die beiden Wüsten vergessen. In seinem Leben gab es nur noch nackten, kalten Stein.
Als er wieder einmal eine der unzähligen Hügelkuppen erklommen hatte, lag auf einmal ein Meer aus Baumkronen vor ihm. Er konnte sein Glück, das Gestein endlich hinter sich zu lassen, kaum fassen und rannte jauchzend dem Urwald entgegen...
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